Geschichte der Mineralogischen Sammlungen des Museums für Naturkunde der Humboldt-Universität zu Berlin
Invalidenstr. 43, 10115 Berlin, Deutschland
Objekte der unbelebten Natur sind schon in frühen Zeiten aus verschiedenen Motiven heraus für wert gehalten worden, sie aufzubewahren. Vor allem die Schatzkammern der Fürsten und später die Raritäten- bzw. Naturalienkabinette reichen in der Tradition der Bewahrung und Sammlung am weitesten zurück. Auch in Berlin gibt es eine solche Tradition, die sich auf die Kurfürstliche und danach Königliche Kunst- und Naturalienkammer gründet, und die, was die Naturobjekte betrifft, schließlich in das Museum für Naturkunde in Berlin einmündet.
Der Bergrat J. G. Lehmann hat seit 1753 zeitweilig anhand seiner privaten Sammlung Vorlesungen über Minerale gehalten. Zu einer öffentlichen Lehreinrichtung und Sammlung ist es damals jedoch noch nicht gekommen. Hierfür bedurfte es des Beispiels der Gründung der Bergakademie in Freiberg, des Zentrums des sächsischen Erzbergbaus, im Jahre 1765. Das Berliner Museum für Naturkunde bezieht seinen Ursprung auf ein anderes und später eingetretenes Ereignis: die Gründung der Berliner Bergakademie als Ausbildungsstätte von Berg- und Hüttenleuten im Jahre 1770. Hiermit begann eine für die heutige Auffassung vom Museum wichtige Tradition, da das Sammeln nun auch Bildungs- und Forschungszielen untergeordnet wurde. Für die Ausbildung von Berg- und Hüttenleuten wurden sachkundig zusammengetragene Kollektionen von Mineralien als Lehr- und Anschauungsmaterial benötigt. So ist es kein Wunder, daß bei der Gründung der Berliner Bergakademie auf eine neue Quelle geeigneten Materials zurückgegriffen werden mußte. Es war die private Sammlung des Gründers der Bergakademie, des Bergrates Carl Abraham Gerhard (*1738, +1821). Dieser hatte 1770 die Pläne für die Bergakademie ausgearbeitet und hielt vom gleichen Jahr an Vorlesungen über Mineralogie und Bergwerkswissenschaften. Wie der überlieferte Plan seiner Vorlesungen ausweist, konnte er unmöglich ohne Anschauungsmaterial auskommen, behandelte er doch unter anderem ausführlich die charakteristischen Erkennungsmerkmale der Minerale. Später, im Jahre 1781, hat Gerhard dann seine Sammlung der Bergakademie (gegen eine Leibrente von 200 Talern, die bis zu seinem Tode gezahlt wurde) verkauft. Zu Gerhards Zeit ist in Berlin eine weitere Mineralsammlung bezeugt. Sie entstand durch die Tätigkeit der 1773 gegründeten Berliner Gesellschaft Naturforschender Freunde, blieb aber hinter der Sammlung der Bergakademie bzw. Universität zurück und wurde später dieser eingegliedert.
Im Jahre 1789 wurde der junge Berg-Assessor Dietrich Ludwig Gustav Karsten (*1768, +1810) als Lehrer der Mineralogie und Bergwerkswissenschaften sowie als Betreuer der Mineralsammlung eingesetzt. An die Stelle von Gerhards Breite der Anschauung mit deutlichen Tendenzen zum Plutonismus trat nun die vordringende neptunistische, durch die Freiberger Schule A. G. Werners geprägte Auffassung der Mineralogie, die unter anderem durch eine hochentwickelte Mineralerkennung und -systematik nach äußeren Merkmalen gekennzeichnet ist.
Gerhards Bemühungen zielten ganz besonders auf die Vermehrung der Sammlung. Durch Kauf und eigene Sammeltätigkeit gelang dies auch in bedeutendem Maße. Zuvor befand sich die Sammlung in Räumen der Akademie der Künste. Sie wurde nun im Jägerhof und schließlich im Jahre 1801 als "Königliches Mineralienkabinett" in der "Neuen Münze" am Werderschen Markt untergebracht.
Für die weitere Entwicklung der Mineralogie in Berlin war es von großer Bedeutung, daß es im Jahre 1810 durch Wilhelm von Humboldt zur Universitätsgründung kam. Die Mineralogie wurde, wie viele andere bereits zuvor in Berlin gepflegte Wissenschaftsgebiete, in die Universität einbezogen und die Sammlung der Universität übereignet. Im Jahre 1814 konnte die Sammlung schließlich als "Mineralogisches Museum der Universität" im Universitätshauptgebäude aufgestellt werden.
Im Jahre 1810, noch vor der Gründung der Universität, verstarb Karsten. Im gleichen Jahr wurde Christian Samuel Weiß (*1780, +1856) an seine Stelle als Professor für Mineralogie berufen. Weiß war ursprünglich Physiker gewesen. Seine Befähigung für die Mineralogie hatte er bei A. G. Werner in Freiberg erkannt, als er in Werners Arbeitsstil ihm Zusagendes fand. Unmittelbare Sinnesbeobachtung stellte er über Messungen und Experimente. Er gelangte auf diese Weise jedoch, z. T. unter Benutzung der Meßergebnisse anderer, zu sehr wesentlichen Erkenntnissen über die äußere Gestalt der Kristalle. Wir verdanken ihm einen erheblichen Teil der Gesetze der Kristallmetrik (Achsenverhältnis, Zone, Zonenverbandsgesetz). Während der langen Amtszeit von Weiß (46 Jahre) begann der Differenzierungsprozeß der Mineralogie. Er zeigte sich an den Arbeitsrichtungen, die zahlreiche Schüler von Weiß einschlugen. Während Weiß das Gesamtgebiet der Mineralogie umfaßte, wenn auch mit zunehmender Betonung der Kristallographie, spezialisierten sich seine Schüler auf die kristallographische, die mineralogisch-petrographische oder die paläontologische Richtung. Auch für die Sammlung wurde die Unterteilung nach Sachgebieten als notwendig erachtet. Den mineralogischen Teil betreute Gustav Rose.
Gustav Rose (*1798, +1873) war Schüler und langjähriger Mitarbeiter von Weiß und wurde nach dessen Tod im Jahre 1856 sein Nachfolger. Durch seinen experimentellen Arbeitsstil und durch seine Auffassung, daß auch die stoffliche Beschaffenheit der Minerale Forschungsgegenstand der Mineralogie ist, bildete Rose einen ergänzenden Gegensatz zu Weiß. Seine Arbeiten betreffen alle Zweige der Mineralogie. Er kann zu den Begründern der Petrographie und Meteoritenkunde gerechnet werden. Besonders kennzeichnend waren seine Bemühungen, die Zusammenhänge zwischen den physikalischen und chemischen Eigenschaften der Minerale zu erfassen und durch synthetische Experimente Rückschlüsse auf deren Bildung zu ermöglichen. In seinem Mineralsystem, das Grundlage des heute anerkannten kristallchemischen Systems ist, verwendete er die stoffliche Zusammensetzung als Basis und kristallographische Daten erst in zweiter Linie.
Nach Roses Tod wurde das Mineralogische Museum in drei Abteilungen aufgeteilt. Als Nachfolger Roses als Mineraloge berief man Martin Websky (*1824, +1886), der u. a. durch Verbesserungen des Reflexionsgoniometers bekannt geworden ist. Für die petrographische Abteilung und für die allgemeine Geologie wurde Justus Roth (*1818, +1892) gewonnen. H. E. Beyrich (*1815, +1896) übernahm als Direktor und zugleich als Leiter die paläontologische Abteilung.
Carl Klein (*1824, + 1907) wurde 1887 als Nachfolger von Websky berufen. Klein war Mikroskopiker, besonders interessierten ihn die Anomalien der Kristalloptik der Minerale. Er machte sich auch durch die Entwicklung von mikroskopischen Hilfsgeräten (Drehapparate) einen Namen. Die allmählich sehr drückend gewordene Enge im Universitätsgebäude und das Fehlen von Laboratorien hatten einen Neubau notwendig gemacht. Ein solcher wurde als "Museum für Naturkunde" in der Invalidenstr. 43 in den Jahren 1886 bis 1889 in großzügiger Weise errichtet und nahm das bisherige Mineralogische Museum und das Zoologische Museum auf. Aus dem bisherigen Mineralogischen Museum wurden nun zwei selbständige Institutionen, das "Mineralogisch-Petrographische Institut und Museum" und das "Geologisch-Paläontologische Institut und Museum" geschaffen, letzteres mit Beyrich als Direktor. Die Schausammlung wurde am 1.2.1890 eröffnet.
Unter Theodor Liebisch (*1852, + 1922), der im Jahre 1908 berufen wurde, gelangte die experimentelle Arbeitsweise wieder in den Vordergrund. Seine physikalisch-chemische Mineralogie, die Synthese der Minerale und Gesteine, war auf die Aufklärung über deren natürliche Bildungsbedingungen ausgerichtet. Die Fragestellungen waren minerogenetischer und paragenetischer Art. Bei seinem Nachfolger Arrien Johnsen (*1877, + 1934), der 1921 den Lehrstuhl erhält, war die Hinwendung zur experimentellen Arbeitsweise ebenfalls ausgeprägt.
Mit Paul Ramdohr (*1890, + 1985), der 1934 nach dem Tode Johnsens berufen wurde, kam wieder eine Arbeitsrichtung zur Geltung, die sich auf die Beobachtung der Natur stützte und daraus Gesetzmäßigkeiten ableitete. Mit Hilfe der Auflichtpolarisationsmikroskopie entwickelte Ramdohr die spezielle Mineralogie der Erze und wurde hierin unbestritten führend. In der in vielen Auflagen erscheinenden Neubearbeitung des Lehrbuches der Mineralogie von Klockmann legte Ramdohr seine immense Materialkenntnis nieder und entwickelte es zu einem Handbuch der Speziellen Mineralogie.
Im zweiten Weltkrieg traten schwerwiegende Gebäudeschäden ein, die Institut und Sammlungen stark in Mitleidenschaft zogen. Ein Teil der Ausstellungsstücke wurde ausgelagert und ging dadurch verloren.
Nach dem Weggang Ramdohrs, der im Jahre 1950 einem Ruf nach Heidelberg folgte, kam es in der Lehrtätigkeit zur Rückkehr zur kristallographischen Richtung. Im Jahre 1953 wurde Will Kleber (*1906, +1970) berufen. Er sah im Kristall das verbindende Glied für die Wissenschaften, die an anorganische Festkörper gebunden sind. In seiner viele Male aufgelegten "Einführung in die Kristallographie" machte er den Versuch der Synthese der Wissenschaften vom Kristall. Unter Kleber wurde ein lebhafter Ausbildungsbetrieb aufgebaut, der zur Befriedigung des großen Bedarfs an Mineralogen der kristallographischen und der petrographisch-lagerstättenkundlichen Richtung diente und der die Kräfte und räumlichen Möglichkeiten in vollem Umfang beanspruchte.
Die umfangreichen mineralogisch-petrographischen Sammlungen wurden im Jahre 1969 als "Mineralogisches Museum" mit anderen bedeutenden naturkundlichen Sammlungen (Paläontologie, Zoologie, Botanik und Anthropologie) zum "Museum für Naturkunde an der Humboldt-Universität" vereinigt. Durch die Neuberufung von Günter Hoppe (*1919) aus Greifswald wurden Arbeiten zu akzessorischen Mineralen initiiert. Die wissenschaftshistorischen Arbeiten von G. Hoppe klärten den wichtigen Beitrag Berliner Mineralogen zur Entwicklung der mineralogischen Wissenschaft.
Im Jahre 1984 wurde Hans-Joachim Bautsch (*1929) zum Direktor des Mineralogischen Museums berufen. Seine Arbeiten beschäftigten sich vor allem mit Mineralen aus ultrabasischen Gesteinen und ihren metamorphen Umwandlungsprodukten. Ende der 80er Jahre wurden Arbeiten zur Verwendung und Erhaltung von Dekorationsgesteinen aufgenommen.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurdw das Museum neu organisiert. Das "Mineralogische Museum" wurde zum "Institut für Mineralogie". Als neuer Direktor wurde Dieter Stöffler (*1939) aus Münster berufen. Das Institut wurd personell erweitert, es erhielt neue Labore mit einer modernen Ausstattung. Im Mittelpunkt der Forschung steht nun die frühe Evolution des Sonnensystems bis zur Akkretion anorganischer und organischer Materie zu protoplanetaren Körpern (Kosmische Mineralogie und Kosmochemie), sowie die Kollisionsgeschichte der terrestrischen Planetaren Körper und ihre Rolle in der Evolution der Biosphäre und Lithosphäre der Erde (Geowissenschaftliche Planetologie).
Wichtige Ereignisse | Direktoren | |
1770
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Verwendung von Gerhards Sammlung durch die neugegründete Bergakademie | C.A. Gerhard, 1770-1789 |
1781 | Ankauf von Gerhards Sammlung, "Kgl. Mineralienkabinett" | |
1801 | Aufstellung in der Neuen Münze | D. L. G. Karsten, 1789-1810 |
1810 | Übereignung an die Universität bei deren Gründung | C. S. Weiß, 1810-1856 |
1814 | Aufstellung im
Universitätshauptgebäude, "Mineralogisches Museum der Universität" |
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1857 | Bildung einer paläontologischen Abteilung | G. Rose, 1856-1873 |
1874 | Untergliederung in 3 Abteilungen | M. Websky, 1873-1886 |
1888 | Aufstellung im Museum für Naturkunde, Abtrennung des geologisch-paläontologischen Teils, "Mineralogisch-petrographisches Institut und Museum" | C. Klein, 1887-1907 |
1890 | Eröffnung der Schausammlung | T. Liebisch, 1908-1921 A. Johnsen, 1921-1934 |
1945 | Schäden im 2. Weltkrieg | P. Ramdohr, 1934-1950 |
1954 | Wiedereröffnung der Schausammlung | W. Kleber, 1953-1970 |
1969 | Konstitution des "Museums für Naturkunde" Einbeziehung des Bereiches "Mineralogisches Museum" | G. Hoppe 1968-1984 J. Bautsch 1984-1993 |
1993 | Neustrukturierung des "Museums für Naturkunde"; das "Mineralogische Museum" wird zum "Institut für Mineralogie" | D. Stöffler ab 1993
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1781 | C. A. Gerhard |
1790 | J. J. Ferber |
1803 | Zar Alexander "alte russische Sammlung" (S) |
1811 | C. S. Weiß |
1817 | M. H. Klaproth |
1827 | E. F. F. Chladni, Meteorite (S) |
1829 | G. Rose, Begleiter A. v. Humboldts im Ural und Altai (e) |
1837 | Bergeman |
1841 | F. Tamnau |
1879 | C. Rammelsberg |
1879 | Reisestiftung F. Tamnau (S) |
1889 | C. Rumpff (Vorbesitzer Erzherzog Stephan) (S), umfangreichste Schenkung |
1889/94 | C. A. Tenne (e) (Stiftung Tamnau) |
1892 | J. Ewald (S) |
1894 | v. Knobelsdorf (S) |
1899 | A. v. Janson |
1903 | C. W. Ernst (S) |
1910 | Prager |
1911/13 | M. Belowsky (e) (Stiftung Tamnau und A. v. Gwinner) |
1912 | J. C. Dreher (S) |
1912 | E. Tosch (S) |
1912 | A. Posnansky (S) |
1936 | E. Reuning (S) |
1936 | W. Thometzek (S) |
1946 | W. Vogel |
1946 | Curtius |
1963 | E. Fischer (S) |
1965 | Eisenberg |
1969 | M. Köhler |
1969 | C. Gerber |
(S) = Schenkung (e) = eigene Sammelunternehmung |
1875-1880 | Theodor Liebisch (1852-1922) |
1880-1883 | Andreas Arzruni (1847-1898) |
1883-1901 | C. August Tenne (1853-1901) |
1901-1930 | Max Belowski (1865-1945) |
1930-1941 | Hans Seifert (1893-1976) |
1941-1945 | Hugo Strunz (*1910) |
1954-1963 | Emil Fischer (1895-1975) |
seit 1963 | Gert Wappler (*1935) |
Die Mineraliensammlung ist der umfangreichste und historisch bedeutendste Sammlungsteil des Instituts für Mineralogie mit etwa 220 000 Proben. Sie befindet sich im 1. Obergeschoß über der Ausstellung in einem fast 500 m2 großen Raum in fest eingebauten Schränken mit Schubladen und in Glasaufsätzen. Mit dem Einzug in das Museumsgebäude 1889/90 wurden die Mineralien systematisch angeordnet, d.h. die Reihenfolge der Mineralarten in Sammlung und Ausstellung entspricht etwa dem kristallchemischen Mineralsystem von H. Strunz. Innerhalb der einzelnen Arten erfolgte die Anordnung regional von ehemals preußischen über deutsche, europäische bis zu überseeischen Fundorten. Dieses System wurde bis heute beibehalten.
Durch eine alphabetische Mineralnamenkartei ist die Sammlung gut aufgeschlossen, so daß man die Minerale mit ihren verschiedenen Ausbildungen und Paragenesen von zahlreichen Fundorten direkt vergleichen und studieren kann. Wenig geeignet ist die systematische Ordnung für historische Studien, da alle Proben ohne Rücksicht auf Vorbesitzer und Art der Erwerbung eingegliedert wurden.
Entsprechend der Entstehungsgeschichte gibt es regionale Schwerpunkte wie z.B. die Minerale aus dem Harz, dem früheren Schlesien und dem ehemals preußischen Rheinland, die relativ gut und vollständig vertreten sind. Weiterhin kamen durch die Schenkung der Sammlung Rumpff (Erzherzog Stephan) 1889 zahlreiche Proben aus Böhmen und Gebieten des alten österreichisch-ungarischen Staatsgebiets in unser Museum. Schließlich sind auch die Bestände aus Skandinavien und Rußland durch alte und langjährige gute Beziehungen recht reichhaltig. Dazu haben die Schenkung einer größeren Sammlung von Mineralien aus dem Russischen Reich durch Zar Alexander I. 1803 sowie die Vielzahl der von A. von Humboldt und G. Rose auf ihrer Reise durch den Ural und Altai im Jahr 1829 gesammelten Proben beigetragen. Durch die Schenkungen der Sammlungen von E. Reuning und W. Thometzek im Jahre 1936, besitzt das Museum eine sehr gute Sammlung von Proben aus der frühen Bergbauperiode von Tsumeb. In den letzten Jahrzehnten konnten durch gezielte Erwerbung Mineralien aus den Bergbaugebieten der DDR, Erzgebirge, Vogtland, Thüringer Wald und Mansfelder Revier als Belege.
Wegen ihrer Funktion als Sammlung von Vergleichsmaterial für die verschiedensten wissenschaftlichen Untersuchungen besteht ein Schwerpunkt unserer Arbeit an der Sammlung darin, neu entdeckte Minerale aus aller Welt durch Tausch oder Kauf zu erhalten, so daß die Sammlung z.Z. etwa 75 % der anerkannten Mineralarten umfaßt.
Die Anfänge der Mineral- und Meteoritensammlung des Museums für Naturkunde Berlin gehen bis ins Jahr 1781 zurück, als die Mineralsammlung von Carl A. Gerhard (1738-1821), die unter anderem ein Pallas-Eisen enthielt, erworben wurde. Mit dieser Sammlung wurde der Grundstein für die Königliche Mineralsammlung gelegt, die sich in der Preußischen Bergakademie befand. Weitere Schenkungen, wie z. B. ein weiteres Pallas-Eisen des russischen Zaren Alexander I 1803 folgten. Mit der Gründung der Berliner Universität (der heutigen Humboldt Universität) 1810, gelangten die Meteorite zusammen mit allen Mineralien dieser Sammlung in das Mineralogische Museum.
1817 setzte Christian S. Weiss (1780-1856) die Erweiterung der Sammlung mit dem Kauf von 17 Meteoriten und der Mineralsammlung von Martin H. Klaproth (1743-1817), dem Entdecker des Urans und Zirkoniums und dem bedeutendsten Chemiker dieser Zeit, fort. Er war einer der ersten Wissenschaftler, welcher die Existenz von Nickel in Eisenmeteoriten und die Wichtigkeit für deren Erkennen, entdeckte. Weiss unterhielt ebenfalls enge Beziehungen zu Ernst Florens Friedrich Chladni (1756-1827), dem Begründer der Meteoritenkunde als Wissenschaft. Dies und die frühe Anerkennung seiner Ideen durch die Berliner Wissenschaftsakademie waren wahrscheinlich die Gründe dafür, daß Chladni seine Sammlung von 41 Meteoriten dem Museum vererbte. Seine Sammlung wurde ausführlich 1825 und 1987 beschrieben. Die meisten dieser Meteorite befinden sich noch immer in der Sammlung.
Alexander von Humboldt (1769-1859) war ein weiterer berühmter Förderer der Meteoritensammlung. Er schenkte dem Museum insgesamt 9 Meteorite, welche er während seiner Reisen gesammelt hatte oder geschenkt bekam. Größere Errungenschaften dieser Jahre waren die Bergemannsammlung 1837 und Teile der Shepardsammlung 1862. Der erste Katalog, der von Gustav Rose (1798-1873) 1826 erstellt wurde, enthielt schon 31 verschiedene Meteorite. Rose entwickelte 1864 eine Systematik der Meteorite mit Hilfe von Untersuchungen an Material dieser Sammlung, die zu dieser Zeit 181 von 230 bekannten Meteoriten enthielt. Carl Klein (1842-1907) erweiterte die Anzahl der Meteoriten von 217 auf 500 und veröffentlichte verschiedene Kataloge in den Jahren 1889 bis 1906. Der letzte Katalog enthält eine detaillierte Beschreibung und Untersuchung aller Meteoriten. In den folgenden Jahrzehnten war Meteoritenkunde kein bedeutendes Forschungsgebiet des Museums. Günther Hoppe belebte die Aktivitäten auf diesem Gebiet wieder und veröffentlichte 1969 und 1975 neue Kataloge.
Ein großer Zuwachs der Meteoritensammlung wurde 1993 und 1996 erreicht, als bedeutende Teile der Saharameteoriten von Acfer, Hammadah al Hamra, Ilafegh, Tanezrouft, usw. erworben wurden. Die Meteoritensammlung des Museums für Naturkunde Berlin umfaßt heute Meteoriten von 1287 verschiedenen Fundorten mit über 3800 Exemplaren. Alle Exemplare der Berliner Meteoritensammlung sind in einer Computerdatenbank verzeichnet. Für jede Probe sind folgende Daten, sofern bekannt, aufgenommen: 1. Meteoritenname, 2. Synonym, 3. Bestandsnummer, 4. Originalmasse, 5. gegenwärtige Masse, 6. Anzahl der Stücke, 7. Art der Erwerbung, 8.Herkunft (Person oder Institution), 9. Datum des Erwerbs, 10.Tausch, 11. Gestalt, 12. Bemerkungen, 13.Standort
Der neueste Katalog wurde von H. Schulze zusammengestellt und 1996 veröffentlicht.
Frühe Evolution des Sonnensystems bis zur Akkretion anorganischer und organischer Materie zu protoplanetaren Körpern (Kosmische Mineralogie und Kosmochemie). Die Kollisionsgeschichte der terrestrischen planetaren Körper und ihre Rolle in der Evolution der Biosphäre und Lithosphäre der Erde (Geowissenschaftliche Planetologie).